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weder an Größe, noch an Bevölkerung bedeutenden Fürstenthümer
(28 Quadratmeilen mit 143,000 Einwohnern) enthalten gleichwohl
manches Merkwürdige. Hier in dem Gebirge, welches noch heute
der teutoburger Wald heißt, wurden vor fast 1900 Jahren die
Römer, welche, nachdem sie sich zu Herren der halben Welt gemacht
hatten, auch Deutschland unterwerfen wollten, von den Deutschen
besiegt. Der Held, welcher unsere Vorfahren in diesem siegreichen
Kampfe anführte und Deutschlands Freiheit rettete, war Hermann von
dem Stamme der Cherusker oder, wie ihn die Römer nennen, Ar-
minius. Allerdings hat man zu allen Zeiten seinen Namen geehrt,
aber ein sichtliches Denkmal ihm zu stiften, hat sich unsere Zeit vor-
behalten. Auf dem Teutberge bei Detmold, einem Gipfel, welcher
die herrlichste Aussicht gewährt, und von wo man einen Theil des
Schlachtfeldes der sogenannten Hermannsschlacht überschaut, ist eine
gewaltige Säule errichtet, welche mit den Nebensäulen einen Tempel
darstellt. Oben auf derselben soll errichtet werden die haushohe Bild-
säule Hermanns mit hoch emporgehobenem Schwerte, während er mit
dem einen Fuße den römischen Adler zu Boden tritt. Die Höhe des
ganzen Werkes wird 47m betragen, so daß es also aus weiter Ferne
gesehen werden kann.
Das Fürstcnthum Waldeck mit der Hauptstadt Arolsen, ein
Ländchen von 20 Quadratmeilen mit nur 56,000 Einwohnern, liegt
hier zwischen den preußischen Provinzen Westphalen und Hessen-
Nassau. Es hat große Waldungen und ist sehr gebirgig. Die Ge-
birge enthalten Eisen, Blei und Kupfer. Von dem eigentlichen
Fürstenthume läßt sich nicht viel Merkwürdiges erzählen. Aber getrennt
hiervon, weiter nördlich, zwischen der Provinz Hannover und Lippe-
Detmold, liegt das zu Waldeck gehörende Bad Pyrmont, welches
unter den mineralischen Bädern Norddeutschlands wohl die erste Stelle
einnimmt. Von dem dort hervorsprudelnden Wasser werden mehrere
Hunderttausende von Krügen versendet, und die Zahl der jährlich ein-
treffenden Kurgäste ist sehr beträchtlich.
Ä8. Die Weser.
Ich kenne einen deutschen Strom,
Der ist mir lieb und werth vor allen,
Umwölbt von ernster Eichen Dom,
Umgrünt von kühlen Buchenhallen.
Ihn hat nicht, wie den großen Rhein,
Der Alpe dunkler Geist beschworen,
Ihn hat der friedliche Verein
Verwandter Ströme still geboren.
So taucht die Weser kindlich aus,
Von Bergen traulich eingeschlossen,
Und kommt im träumerischen Lauf
Durch grüne Au'n herabgeflossen;
So windet sie mit leichtem Fuß
Zum fernen Meere sich hernieder,
Und spiegelt mit geschwätz'gem Gruß
Der Ufer sanften Frieden wieder.
Doch hat sie in der Zeiten Flug
Gar manche große Mähr erfahren,
Und ihre stille Woge trug
Viel Herrliches in fernen Jahren.
Sie sah in ihrer Wälder Schooß
Des Adlers Siegerflügel wanken,,
Und von der deutschen Arme Stoß
Der mächt'gen Roma Säulen schwanken.
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: Hermann
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Detmold Schwerte Norddeutschlands Rhein
189
sich auf ihren Streitrossen an Kampfspielen erfreuen und sich durch das
Andenken wohlbestandener Kämpfe beseligt fühlen würden.
Die Priester, Druiden, wurden, als die Diener der Götter, hoch
geachtet und waren im Besitz von mancherlei Kenntnissen, auch der so-
genannten Runenschrift. Als die Lehrer, die Weifen, die Ärzte
des Volkes belehrten sie ihre Schüler über den Lauf der Gestirne, über
die Größe der Welt und über die Natur der Götter, Menschen und
aller Dinge. Hauptsächlich suchten sie den Glauben an die Unsterblichkeit
der Seelen zu befestigen, dadurch die Todesfurcht zu vermindern und
die Tapferkeit zu befördern. Sie waren auch wohl zugleich die Dich-
ter und Sänger des Volks, Barden und Skalden genannt, die
das Heldenthum und die Gottheit in kräftigen Liedern feierten, welche
dann vom Volke bei fröhlichen Gelagen, vor der Schlacht u. s. w. ge-
sungen wurden. In sehr hohem Ansehen standen auch die Priesterinnen
und Seherinnen, Alrunen, welchen man besonders die Gabe der Weis-
sagung zuschrieb, und die fast göttlich verehrt wurden.
2. Hermann -er Cheruskerfürst.
(9 n. Chr.)
Um die Zeit der Geburt Christi, als Augustus römischer
Kaiser war, kamen die Deutschen in Gefahr, von den Römern unter-
jocht zu werden. Bis zum Rheine und zur Donau war Deutsch-
land unter römische Herrschaft gekommen, und an deren Ufer hatten die
Römer bereits Colonien (Pflanzorte), Städte und Festungen an-
gelegt. So sind die jetzigen Städte Köln, Koblenz, Mainz, Augs-
burg (d. t. Augustusburg) von den Römern erbaut worden. Man
führte römische Gesetze ein und behandelte diese Länder als römische
Provinzen.
Aber damit begnügte sich der Kaiser Augustus nicht, er wollte auch
das Innere der deutschen Wälder erobern. Er schickte darum seinen
Stieffohn Drusus gegen die Chatten (Hessen), Brukterer, Marsen,
Ch erusker u. a. deutsche Völkerschaften. Schon war dieser tief ins Land
gedrungen, als ein riesenhaftes Zauberweib sich vor ihn stellte und
ihm drohend die Worte zurief: „Wohin noch strebst du, uner-
sättlicher Drusus? Alle unsere Länder möchtest du sehen,
aber das Schicksal will es nicht. Fliehe von dannen!" Ge-
schreckt wich Drusus zurück, und mit seinem Rosse stürzend, fand er den
Tod. Vergebens suchte sein Bruder Tiberius diese Völker an sich
zu locken, und später wurde Varus als Statthalter an den Rhein
geschickt. Dieser kluge Mann sollte die deutschen Wilden an römische
Sitten gewöhnen, indem er hoffte, daß sie ihre Freiheit jener Cultur
opfern würden.
Varus verlegte sein Hauptlager auf das rechte Rheinufer, brachte
ihnen allerlei Geschenke und nahm viele in römische Kriegsdienste. Er
ward aber bald dreister, verlegte sein Lager bis über die Weser ins
Land der Cherusker und fing, durch Sogest, ein verrätherisches
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Extrahierte Personennamen: Hermann_-er_Cheruskerfürst Augustus Augustus Drusus Drusus Drusus Tiberius Varus Varus
Extrahierte Ortsnamen: Christi Rheine Donau Koblenz Mainz Augustusburg Hessen Rhein
191
scheu auf der Stelle ihren Sieg verfolgen und in Hellen Haufen über
den Rhein dringen würden. Kaiser Augustus stieß verzweiflungsvoll
den Kopf gegen die Wand und rief: „O Varus, Varus, gieb mir
meine Legionen wieder!" Die deutsche Leibwacht des Kaisers und
alle Germanen, die im römischen Kriegsdienste standen, wurden schnell
in entlegene Gegenden geschilll.
Aber die Deutschen blieben ruhig in ihrem Lande und begnügten
sich, alle Festungen und Heerstraßen und jede Spur der Römer bis an
den Rhein zu zerstören, und diesen Fluß wieder zur Grenze zwischen
dem freien Deutschland und dem Römerreiche zu machen.
Hermann's Thaten wurden im ganzen Lande besungen. Noch jetzt
singen die Kinder in Westphalen ein Hermannsliedchen und machen
dabei, ohne die Bedeutung des Liedchens zu kennen, eine marschmäßige
Bewegung.
Herinann, schta Lärm an! la piepen, ta brummen!
De Keiser will kummen met Hammer und Stangen,
Will Hermann uphangen.
Un Hermann schloug Lärm an, leit piepen, leit trummen,
De Fürsten sind kummen met all' ehren Mannen,
Hewt Varus uphangen.
3. Drusus' Tod.
Drusus lieh in Deutschlands Forsten
Gold'ne Nömeradler horsten;
An den heil'gen Göttereichen
Klang die Axt mit freveln Streichen.
Siegend fuhr er durch die Lande,
Stand schon an der Weser Strande,
Wollt' hinüber jetzt verwegen,
Als ein Weib ihm trat entgegen.
Übermenschlich von Geberde
Drohte sie dem Sohn der Erde:
„Kühner, den der Ehrgeiz blendet,
Schnell zur Flucht den Fuß gewendet!
Säumt der Deutsche gerne lange,
Nimmer beugt er sich dem Zwange;
Schlummernd mag er wohl sich strecken,
Schläft er, wird ein Gott ihn wecken."
Drusus, da sie so gesprochen,
Eilends ist er aufgebrochen;
Aus dem Schauern deutscher Haine
Führt er schnell das Heer zum Rheine.
Vor den Augen sieht er's flirren,
Deutsche Waffen hört er klirren,
Sausen hört er die Geschosse,
Stürzt zu Boden mit dem Rosse.
Jene Marken unsrer Gauen
Sind dir nicht vergönnt zu schauen,
Stehst am Markstein deines Lebens,
Deine Stege sind vergebens.
Hat den Schenkel arg zerschlagen,
Starb den Tod nach dreißig Tagen.
Also wird Gott alle fällen,
Die nach Deutschlands Freiheit stellen
(Simrock.)
4. Die Völkerbündnisfe.
(213 n. Lhr.)
Bisher hatten sich vereinzelle Stämme der Deutschen nur gewehtt,
und dies, um ihre Freiheit zu retten. Jetzt, da. sie nicht mehr an-
gegriffen wurden, regte sich in ihnen die Lust, Rache an den Römern
zu nehmen und theilhaftig zu werden der Herrlichkeit und Schätze ihrer
Städte. Die Noth hatte sie die Erfahrung gelehtt, daß ihre Uneinig--
keü dem Feinde zur Macht gereiche. Da sagten um 213 nach Christus
die Gauvölker am Oberrhein und in Schwaben, meist alte Sueven:
„Laßt uns ein einig Volk sein, wer will uns dann wid-erstehen?" Und
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Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Varus Varus Keiser Hermann Hermann Varus Drusus Drusus Christus
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Rhein Deutschland Deutschlands Rheine Deutschlands Schwaben
192
sie schlossen einen Bund und nannten sich alle zusammen Alemannen,
d. i. ganze Männer. Alsbald überstiegen sie kühn die Teufels-
mauer*), brachen die stolzen Burgen der Römer und machten sich auf
ihren Streifzügen denselben furchtbar.
Nicht viel später erhoben sich die deutschen Stämme am Niederrhein,
darunter die kriegserfahrenen Katten oder Hessen. Die machten auch
ein Bündniß und hießen sich Franken, denn sie wollten frank und
freie Leute sein, und waren ein gar kühnes Volk. Weiter nordwärts
aber bis an die Küsten der Nordsee und der Elbe verbanden sich die
Friesen und Cherusker und viele andere und nannten sich Sachsen,
weil sie Sahs, d. i. lange Messer oder Schwerter trugen; die
waren kühne Seefahrer und nahmen den Römern Land und Schiffe an
der Küste weg. Von der Küste der Ostsee aber bis an das schwarze
Meer wurde der Bund der Gothen gewaltig und verdrängte die Römer
vom schwarzen Meere und der Donau.
3. Die Schlacht bei Zülpich.
(496 n. Chr.)
Chlodewtg, der Frankenkönig, sah in Zülpichs heißer Schlacht,
Daß die Alemannen siegten durch der Volkszahl Übermacht.
Plötzlich aus des Kampfs Gedränge hebt er sich auf stolzem Roß,
Und man sah ihn herrlich ragen vor den Edlen, vor dem Troß.
Beide Arme, beide Hände hält er hoch empor zum Schwur,
Ruft mit seiner Eisenstimme, daß es durch die Reihen fuhr:
„Gott der Christen, Gott am Kreuze, Gott, den mein Gemahl verehrt!
„So du bist ein Gott der Schlachten, der im Schrecken niederfährt,
„Hilf mir dieses Volk bezwingen, gieb den Steg in meine Hand,
„Daß der Franken Macht erkennen muß des Rheins, des Neckars Sttand!
„Sieh, so will ich an dich glauben, Kirchen und Kapellen bau'n
„Und die edlen Franken lehren, keinem Gott als dir vertrau'»." —
Sprach es, und aus Wolken leuchtend brach der Sonne voller Strahl;
Frischer Muth belebt die Herzen, füllt des schwachen Häufleins Zahl.
Chlodwig selbst ergriff das Banner, trug es in der Feinde Reih'n,
Und die Franken, siegesmuthig, stürzen jauchzend hinterdrein.
Schreck ergriff der Feinde Rotten, feige wenden sie und flieh'n,
All' ihr Kriegsruhm ist erloschen, ihre Macht und Freiheit hin.
König Chlodwig ließ sich taufen und sein edles Volk zugleich,
Und ob allen deutschen Stämmen mächtig ward der Franken Reich. —
„Wenn sie einst den Gott verlassen, der bei Zülpich Sieg verlieh,
„Ist den Alemannen wieder Macht gegeben über sie." — (Simrock)
6. Borrifaeirrs, der Apostel der Deutschen.
(716-755.)
Es waren schon über 600 Jahre seit Christi Geburt verflossen,
und in unserm Vaterlande war das Christenthum noch fast ganz un-
bekannt; hier beteten noch die Heiden die alten Götter an und brachten
ihnen Opfer dar, selbst Menschenopfer. Da kamen aus Irland und
*) So nennt man bis noch vorhandenen Spuren von Wällen und Gräben, welche die Rö-
mer nach der Hermannsschlacht von der Altmühl in Bayern an, östlich am Odenwald vorbei
und vor dem Taunus durch z«im Siebengebtrge ans rechte Rheinufer gezogen hatten,
um dem weitern Bordringen der Deutschen sich hinter Derschanzungen entgegen zu stellen.
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Extrahierte Personennamen: Chlodwig Chlodwig Chlodwig Borrifaeirrs Apostel Christi
— 190 —
Oberhaupt dieses Volkes, unterstützt, sogar an, den Herrn zu spielen,
römisches Gerichtswesen gewaltsam einzuführen und den freien Deutschen
Stockschläge und Henkerbeil aufzudringen. Da regte sich der Groll be-
trogener Gutmüthigkeit Lei dem Volke, und es dachte darauf, den zu-
dringlichen Fremdling los zu werden. Unter dem Volke der Cherusker
stand ein Jüngling auf, der schon eine Zeit lang in römischen Heeren
gedient, die Kunst des Krieges gelernt und selbst die römische Ritter-
würde erlangt hatte. Er hieß Hermann oder Armin. Ein schöner
und gewaltiger Held, edeln Geschlechtes, untadelig an Sitten, klug wie
wenige seines Volkes, von feuriger Beredsamkeit und glühend für die
Freiheit, gewann er leicht die Herzen aller freigesinnten Männer und
Jünglinge, und war der Stifter einer großen Verschwörung. In
einer nächtlichen Versammlung im Walde schwuren sie allen Römern in
Deutschland den Untergang. So geheim indeß diese Unternehmung be-
trieben wurde, so erfuhr sie doch Segest, und weil dieser ehrgeizige
Mann nichts so sehr als die Freiheit des Volkes haßte und überdem
mit Armin, der ihm seine schöne und freigesinnte Tochter Thusnelda
entführt hatte, in bitterer Fehde lebte, so verrieth er sogleich das
ganze Vorhaben. Varus aber lachte darüber und hielt die Deutschen
für dümmer und sich für mächtiger, als daß er irgend eine Gefahr
hätte fürchten dürfen.
Als der Herbst des Jahres 9 nach Chr. gekommen war und die
in Norddeutschland gewöhnlichen langen Regengüsse bevorstanden, schritt
Hermann zur Ausführung des Planes. Varus wurde von allen Seiten
angegriffen. Der Himmel selber war mit den Deutschen zum Unter-
gänge der Römer verschworen. Ungewitter brachen los, unendlicher Regen
strömte nieder und die Gebirgswässer schwollen zu Strömen an. Plötzlich
erscholl in dem Brausen des Waldes und der Gewäffer der fürchterliche
Kriegsgesang der Deutschen. Erschrocken standen die Römer, die sich
durch die engen Thäler mühsam fortschleppten. Da wurden sie von
allen Seiten mit einem Hagel von Steinen, Pfeilen und Wurflanzen
überschüttet. Dann stürzten die Deutschen von den Höhen nieder zum
Handgemenge. Grauen und Entsetzen ergriff die Römer. Sie zogen
auf einer waldlosen Ebene (an der Werra) hin und hielten so ziemlich
Ordnung, erlitten aber auch hier Verlust und kamen aufs neue in die
Waldgebirge (bei Detmold). Da öffnete sich ihnen ein unwegsames
Thal, in dem ihnen aufs neue große Schaaren von Deutschen auf-
lauerten und ihre Niederlage vollendeten, im tcutoburger Walde.
Varus stürzte sich in sein Schwert. Nur wenige Römer entkamen; alle
andern wurden erschlagen oder gefangen.
Hermann feierte den Göttern große Opferfeste und weihte ihnen
alle Todten und alle Beute, also daß die Römer unbegraben auf dem
Felde liegen bleiben mußten. Die Hauptleute unter den Gefangenen
wurden am Opferaltar geschlachtet.
Als die Römer am Rhein von dieser Niederlage hörten, verstärkten
sie sich in aller Eile; denn sie glaubten nicht anders, als daß die Deut-
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Extrahierte Personennamen: Hermann Armin Armin Thusnelda Varus Hermann Varus Varus Hermann
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Norddeutschland Werra) Detmold Rhein
- 438
Endlich verfeindete er sich mit Oktavianus, der ihn bekriegte und überwand.
Als ihn in Ägypten seine Soldaten verließen, tödtete er sich selbst.
Jetzt war Oktavianus der alleinige Beherrscher des römischen
Reiches. Er ließ sich Cäsar nennen, woraus in der Folge das Wort
Kaiser entstanden ist. Er war also der erste römische Kaiser.
Man gab ihm auch den Namen Augustus. (30 Jahre v. Chr.)
Zu dieser Zeit breitete sich das römische Reich vom atlantischen
Meer bis zum Euphrat — vom Rhein, der Donau und dem
schwarzen Meere bis an die afrikanischen und arabischen
Wüsten über alle Küsten des mittelländischen Meeres aus. Welch ein
Reich also, das im Laufe von 7 bis 8 Jahrhunderten auf den Trüm-
mern aller übrigen Staaten sich erhoben hatte, das mächtiger war,
als die mächtigen Reiche der Assyrer, Babylonier, Perser und
Macedonier, von denen euch die biblische Geschichte erzählt.
Da Kaiser Oktavianus Augustus mit vieler Klugheit und Milde
regierte, so vergaß man allmählich seine übrigen Gräuelthaten. Ja,
seine Regierung wird sogar das goldene Zeitalter genannt, weil
nicht nur Künste und Wissenschaften unter ihm die höchste Blüthe er-
reichten, sondern weil auch bei einem fast ununterbrochenen Frieden das
Reich sich eines wachsenden Wohlstandes in allen seinen Provinzen er-
freute. Während der Regierung des Kaisers Augustus waren die
jüdischen Fürsten, Nachkommen der Makkabäer, uneins unter ein-
ander. Da setzte Augustus den Juden einen neuen Fürsten, der
Herodeß hieß. Daß aber unter der Regierung des Kaisers Augustus,
„in den Tagen des Königs Herodes zu Bethlehem, im
Lande Juda, der Heiland geboren wurde" — das ist euch aus
der biblischen Geschichte bekannt.
Deutschland, unser Vaterland, erstreckte sich damals von dem
Rhein bis zur Weichsel, von der Donau bis zur Nord- und Ostsee.
Die Deutschen lebten in freier Natur, genossen einfache Kost und waren
daher Leute von großem und kräftigem Körperbau. Nächst der Jagd
war Krieg ihre höchste Lust. Befand sich das Vaterland in Frieden,
so zogen sie wohl in ganzen Schaaren hinaus, fielen in die römischen
Besitzungen und suchten draußen Kampf und Beute. So waren schon
113 Jahre v. Chr. die ersten deutschen Völkerschaften, die Cimbern
und Teutonen über die Alpen in Italien eingedrungen, indem sie auf
ihren großen hölzernen Schilden pfeilschnell über die steilen, schnee-
und eisbedeckten Abhänge der Alpen hinabglitten — zum Schrecken aller
Römer. Die Nachbarschaft eines solchen Volkes mußte wohl den Rö-
mern sehr lästig sein. Da schickte nun Augustus seinen Stiefsohn
Drusus nach Deutschland, um auch dieses zu unterwerfen. Daß das
aber nicht gelang, sondern daß Drusus auf der Flucht seinen Tod fand,
daß Hermann der Deutsche den römischen Statthalter Varus mit
seinem ganzen Heere vernichtete, das habt ihr schon aus der vater-
ländischen Geschichte erfahren; ebenso, daß Augustus auf die Nachricht
von dieser Niederlage mit dem Kopfe öfters gegen die Wand rannte und
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Augustus Oktavianus_Augustus Augustus Augustus Augustus Augustus Augustus Augustus Drusus Drusus Hermann_der_Deutsche Varus Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Donau Bethlehem Juda Deutschland Rhein Donau Ostsee Italien Deutschland
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 3. Freiheitskämpfe der Deutschen gegen die Römer.
5
einem Heere zuerst gegen die Teutonen, gewöhnte seine Krieger in kleinen
Gefechten an das furchtbare Aussehen der Feinde, griff diese dann in der
Nähe der Rhonemündung an, schlug sie vollständig und nahm ihren Führer,
Teutobod, gefangen. — Inzwischen waren die Cimbern über die Alpen
herniedergestiegen. Marius stellte sich ihnen bei Vercellü entgegen. Von
dem Untergange ihrer Stammverwandten hatten sie keine Kunde. An
einem überaus heißen Tage kam es zur Schlacht; die wetterharten Deutschen
ermatteten vor Hitze und Durst gar bald im Kanipfe und mußten weichen,
obgleich sie sich mit Ketten aneinander gebunden hatten. Die Fliehenden
aber wurden von den Weibern, die auf der Wagenburg saßen, wieder in
den Feind getrieben. Als die Weiber den Untergang ihrer Männer vor
Augen sahen, töteten sie zuerst ihre Kinder und dann sich selbst.
§ 3. Freiheitskärnpfe der Deutschen gegen die Römer.
1. Die Römer hatten etwa ein halbes Jahrhundert nach der Ver-
nichtung der Cimbern ganz Frankreich (Gallien) unter ihrem Feldherrn
Julius Cäsar erobert. Auch das südliche Deutschland bis zur Donau
war ihnen zur Beute geworden. Drusus, ein Stiefsohn des Kaisers
Augustus, befestigte die Rheingrenze durch Erbauung vieler Burgen und
Festungen, aus denen später Städte hervorwuchsen, z. B. Basel, Straßburg,
Mainz, Köln u. a. Sodann unternahm er Züge in das unwirtliche Innere.
Auf seinem letzten Zuge kam er bis zur Elbe. Hier aber trat ihm ein Weib
von ungewöhnlicher Größe entgegen, das ihm drohend zurief: „Wohin?
Unersättlicher Drusus! Es ist dir nicht vergönnt, alle diese Länder zu
schauen. Kehre um, du stehst am Ende deines Lebens!" Erschreckt durch
diese Erscheinung, wohl auch den rauhen Winter scheuend, kehrte er um,
brach unterwegs den Schenkel und starb. (Simrock: Drusus' Tod.) Andere
Statthalter kamen an den Rhein.
2. Immer größer wurde der Einfluß der Römer. Römische Kauf-
leute durchzogen Deutschland und tauschten gegen Kleiderstoffe, Schmuck-
sachen und Wein Vieh, Pelzwerk und Bernstein ein. Germanische Jüng-
linge wurden gern ins römische Heer aufgenommen. Hier lernten sie
römische Kriegskunst kennen, erwarben reichen Ruhm und kehrten mit Beute
beladen zurück. Es fehlte leider auch nicht an solchen, die die einfachen
Sitten ihrer Heimat verachten lernten. Aber die Mehrzahl blieb der
deutschen Art treu und sah voll Schmerz, wie ihr urkräftiges Volk von
den verweichlichten Römern geknechtet wurde. Dies geschah besonders durch
den Statthalter Barns. Mit der größten Rücksichtslosigkeit legte er den
Deutschen neue und schwere Steuern auf. Er hob die alten Schiedsgerichte
auf und setzte römische Richter ein. So mußten sich die Deutschen richten
lassen nach Gesetzen, die sie nicht kannten, und noch dazu in einer fremden
Sprache, mußten sich von Richtern verurteilen lassen, die sie verachteten
und haßten, als ungerecht und bestechlich. So sahen sie ihre Freiheit, ihr
höchstes Gut, vernichtet; Ingrimm erfüllte ihre Brust.
3. Besonders erbittert über die Bedrückung seines Volkes war Armin
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Julius_Cäsar Cäsar Drusus Augustus Simrock Barns
Extrahierte Ortsnamen: Wagenburg Frankreich Gallien Deutschland Donau Basel Straßburg Mainz Rhein Deutschland
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
6
§ 4. Die Völkerwanderung.
(Hermann), ein Cheruskerfürst. Auch er hatte als Jüngling im römischen
Heere mit Auszeichnung gefochten, ja, die Ritterwürde erlangt. Er ver-
band sich heimlich mit befreundeten Fürsten und Häuptlingen, um das
Joch der Römer abzuschütteln. Varus sah den ritterlichen Hermann gern
in seiner Nähe und vertraute ihm, obgleich Segest, Hermanns Schwieger-
vater, ihn vor demselben warnte. Varus hielt die Warnung des Segest
für Verleumdung, da er wußte, daß Hermann dem Verräter seine Tochter
Thusnelda geraubt hatte, um sie zu seiner Frau zu machen.
4. Schlacht im Teutoburger Walde. Der Verabredung gemäß
empörte sich ein zwischen Ems und Weser wohnender Stamm. Als Varus
hiervon Kunde erhielt, brach er sofort dahin auf, um die Ruhe wieder-
herzustellen. Der Marsch durch die tiefen Wälder und ausgedehnten Sümpfe
war sehr beschwerlich. So kam das römische Heer in die Nähe des heutigen
Detmold. Hier hatte Hermann in aller Stille die Heerhaufen der ver-
bündeten Stämme aufgestellt, und hier sielen diese über die ermatteten,
vom Regen durchnäßten und ordnungslos maschierenden römischen Legionen
her. Das Rauschen des heftigen Regens und das Brausen des Sturmes
wurden fast übertönt von dem schrecklichen Kriegsgeschrei der von allen
Seiten hervorbrechenden Germanen. Nach dreitägigem blutigem Ringen
waren die römischen Legionen vernichtet. Varus gab sich selbst den Tod,
und nur wenige Römer entkamen. Das geschah im Jahre 9 n. Chr. Die
Deutschen zerstörten die Burgen der Römer, feierten an den Altären ihrer
Götter Siegesfeste und opferten die gefangenen Feinde. In Rom befürchtete
man, daß die Germanen in Italien einfallen würden, und der Kaiser rief
wie wahnsinnig: „Varus, gib mir meine Legionen wieder!" — Armin,
der Retter seines Vaterlandes, fiel später durch Meuchelmord seiner eigenen
Landsleute. Seine Gemahlin Thusnelda wurde von ihrem eigenen Vater
den Römern ausgeliefert und von diesen in Rom gefangen gehalten. Die
Nachwelt aber ehrte den Retter des Vaterlandes durch ein mächtiges Denkmal.
8 4. Die Völkerwanderung.
1. Hunnen. Durch die Schlacht im Teutoburger Walde wurde die
Freiheit des deutschen Volkes gerettet. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte
drangen die Deutschen in das römische Reich ein, um sich neue Wohnsitze
zu suchen. Einen gewaltigen Anstoß erhielt diese Bewegung im Jahre 375
In diesem Jahre kamen die Hunnen, ein wildes mongolisches Reitervolk,
aus dem Innern Asiens in die Länder am Schwarzen Meere. Sie waren
sehr häßlich; auf dem kurzen Halse saß ein großer Kopf mit schiefgeschlitzten
Augen, plattgedrückter Nase und hervorstehenden Backenknochen. Sie aßen
Wurzeln und rohes Fleisch; feste Wohnplätze verabscheuten sie. Der Hunne
war raubgierig und grausam. Die von den Hunnen angegriffenen Ost-
goten, die bis zum Schwarzen Meere hin wohnten, wurden unterworfen
und nach Westen gedrängt.
2. Da wurden auch die schon christlichen Westgoten aus ihren Wohn-
sitzen vertrieben. Auf die Bitten ihres Bischofs Ulfilas erhielten sie Wohn-
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Hermann) Varus Hermann Hermanns_Schwieger- Varus Hermann_dem_Verräter Thusnelda Varus Hermann Varus Armin Thusnelda
Extrahierte Ortsnamen: Detmold Rom Italien Rom Asiens
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 3. Freiheitskämpfe der Deutschen gegen die Römer.
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einem Heere zuerst gegen die Teutonen, gewöhnte seine Krieger in kleinen
Gefechten an das furchtbare Aussehen der Feinde, griff diese dann in der
Nähe der Rhonemündung an, schlug sie vollständig und nahm ihren Führer,
Teutobod, gefangen. — Inzwischen waren die Cimbern über die Alpen
herniedergestiegen. Marius stellte sich ihnen bei Vercellä entgegen. Von
dem Untergange ihrer Stammverwandten hatten sie keine Kunde. An
einem überaus heißen Tage kam es zur Schlacht; die wetterharten Deutschen
ermatteten vor Hitze und Durst gar bald im Kampfe und mußten weichen,
obgleich sie sich mit Ketten aneinander gebunden hatten. Die Fliehenden
aber wurden von den Weibern, die auf der Wagenburg saßen, wieder in
den Feind getrieben. Als die Weiber den Untergang ihrer Männer vor
Augen sahen, töteten sie zuerst ihre Kinder und dann sich selbst.
8 3. Freiheitskämpfe Ser Deutschen gegen die Römer.
1. Die Römer hatten etwa ein halbes Jahrhundert nach der Ver-
nichtung der Cimbern ganz Frankreich (Gallien) unter ihrem Feldherrn
Julius Cäsar erobert. Auch das südliche Deutschland bis zur Donau
war ihnen zur Beute geworden. Drusus, ein Stiefsohn des Kaisers
Augustus, befestigte die Rheingrenze durch Erbauung vieler Burgen und
Festungen, aus denen später Städte hervorwuchsen, z. B. Basel, Straßburg,
Mainz, Köln u. a. Sodann unternahm er Züge in das unwirtliche Innere.
Auf seinem letzten Zuge kam er bis zur Elbe. Hier aber trat ihm ein Weib
von ungewöhnlicher Größe entgegen, das ihm drohend zurief: „Wohin?
Unersättlicher Drusus! Es ist dir nicht vergönnt, alle diese Länder zu
schauen. Kehre um, du stehst am Ende deines Lebens!" Erschreckt durch
diese Erscheinung, wohl auch den rauhen Winter scheuend, kehrte er um,
brach unterwegs den Schenkel und starb. (Simrock: Drusus' Tod.) Andere
Statthalter kamen an den Rhein.
2. Immer größer wurde der Einfluß der Römer. Römische Kauf-
leute durchzogen Deutschland und tauschten gegen Kleiderstoffe, Schmuck-
sachen und Wein Vieh, Pelzwerk und Bernstein ein. Germanische Jüng-
linge wurden gern ins römische Heer aufgenommen. Hier lernten sie
römische Kriegskunst kennen, erwarben reichen Ruhm und kehrten mit Beute
beladen zurück. Es fehlte leider auch nicht an solchen, die die einfachen
Sitten ihrer Heimat verachten lernten. Aber die Mehrzahl blieb der
deutschen Art treu und sah voll Schmerz, wie ihr urkräftiges Volk von
den verweichlichten Römern geknechtet wurde. Dies geschah besonders durch
den Statthalter Varus. Mit der größten Rücksichtslosigkeit legte er den
Deutschen neue und schwere Steuern auf. Er hob die alten Schiedsgerichte
auf und setzte römische Richter ein. So mußten sich die Deutschen richten
lassen nach Gesetzen, die sie nicht kannten, und noch dazu in einer fremden
Sprache, mußten sich von Richtern verurteilen lassen, die sie verachteten
und haßten, als ungerecht und bestechlich. So sahen sie ihre Freiheit, ihr
höchstes Gut, vernichtet; Ingrimm erfüllte ihre Brust.
3. Besonders erbittert über die Bedrückung seines Volkes war Armin
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Julius_Cäsar Cäsar Drusus Augustus Simrock Varus
Extrahierte Ortsnamen: Wagenburg Frankreich Gallien Deutschland Donau Basel Straßburg Mainz Rhein Deutschland
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 4. Die Völkerwanderung.
(Hermann), ein Cheruskerfürst. Auch er hatte als Jüngling im römischen
Heere mit Auszeichnung gefochten, ja, die Ritterwürde erlangt. Er ver-
band sich heimlich mit befreundeten Fürsten und Häuptlingen, um das
Joch der Römer abzuschütteln. Varus sah den ritterlichen Hermann gern
in seiner Nähe und vertraute ihm, obgleich Segest, Hermanns Schwieger-
vater, ihn vor demselben warnte. Varus hielt die Warnung des Segest
für Verleumdung, da er wußte, daß Hermann dem Verräter seine Tochter
Thusnelda geraubt hatte, um sie zu seiner Frau zu machen.
4. Schlacht im Teutoburger Walde. Der Verabredung gemäß
empörte sich ein zwischen Ems und Weser wohnender Stamm. Als Varus
hiervon Kunde erhielt, brach er sofort dahin auf, um die Ruhe wieder-
herzustellen. Der Marsch durch die tiefen Wälder und ausgedehnten Sümpfe
war sehr beschwerlich. So kam das römische Heer in die Nähe des heutigen
Detmold. Hier hatte Hermann in aller Stille die Heerhaufen der ver-
bündeten Stämme aufgestellt, und hier fielen diese über die ermatteten,
vom Regen durchnäßten und ordnungslos maschierenden römischen Legionen
her. Das Rauschen des heftigen Regens und das Brausen des Sturmes
wurden fast übertönt von dem schrecklichen Kriegsgeschrei der von allen
Seiten hervorbrechenden Germanen. Nach dreitägigem blutigem Ringen
waren die römischen Legionen vernichtet. Varus gab sich selbst den Tod,
und nur wenige Römer entkamen. Das geschah im Jahre 9 n. Chr. Die
Deutschen zerstörten die Burgen der Römer, feierten an den Altären ihrer
Götter Siegesfeste und opferten die gefangenen Feinde. In Rom befürchtete
man, daß die Germanen in Italien einfallen würden, und der Kaiser rief
wie wahnsinnig: „Varus, gib mir meine Legionen wieder!" — Armin,
der Retter seines Vaterlandes, fiel später durch Meuchelmord seiner eigenen
Landsleute. Seine Gemahlin Thusnelda wurde von ihrem eigenen Vater
den Römern ausgeliefert und von diesen in Rom gefangen gehalten. Die
Nachwelt aber ehrte den Retter des Vaterlandes durch ein mächtiges Denkmal.
§ 4. Die Völkerwanderung.
1. Hunnen. Durch die Schlacht im Teutoburger Walde wurde die
Freiheit des deutschen Volkes gerettet. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte
drangen die Deutschen in das römische Reich ein, um sich neue Wohnsitze
zu suchen. Einen gewaltigen Anstoß erhielt diese Bewegung im Jahre 375
In diesem Jahre kamen die Hunnen, ein wildes mongolisches Reitervolk,
aus dem Innern Asiens in die Länder am Schwarzen Meere. Sie waren
sehr häßlich; auf dem kurzen Halse saß ein großer Kopf mit fchiefgeschlitzten
Augen, plattgedrückter Nase und hervorstehenden Backenknochen. Sie aßen
Wurzeln und rohes Fleisch; feste Wohnplütze verabscheuten sie. Der Hunne
war raubgierig und grausam. Die von den Hunnen angegriffenen Ost-
goten, die bis zum Schwarzen Meere hin wohnten, wurden unterworfen
und nach Westen gedrängt.
2. Da wurden auch die schon christlichen Westgoten aus ihren Wohn-
sitzen vertrieben. Auf die Bitten ihres Bischofs Ulfilas erhielten sie Wohn-
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Extrahierte Personennamen: Hermann) Varus Hermann Hermanns_Schwieger- Varus Hermann_dem_Verräter Thusnelda Varus Hermann Varus Armin Thusnelda
Extrahierte Ortsnamen: Detmold Rom Italien Rom Asiens